Rückkehr nach Deutschland

Samstag, 28. Dezember 2013

Heute mal ernst.

So, dann erzähl ich mal über die letzten 4 Tage. Und obwohl heute eigentlich am wenigsten passiert ist, denke ich, dass der Bericht über heute am längsten wird. Denn ich werde Tiefsinnig. *dramatische Musik und so*
Aber eins nach dem anderen:

Mittwoch war echt ein super schöner Tag auch wenn er gammelig angefangen hat. Da ich frei hatte, hab ich erst mal gemütlich ausgeschlafen. Aber da der 25. ja Weihnachten ist hier hab ich mir dann gedacht, dass ich ja nicht den ganzen Tag allein daheim sitzen kann und so hab ich direkt mal A angeschrieben, eine deutsche die auch hier ist für ein Jahr Working Holiday. Nach einem gemütlichen Frühstück hab ich mich dann auch schon mit ihr in Shinjuku getroffen. Allerdings waren wir ziemlich Planlos. Wir haben uns einfach mal getroffen und gehofft, dass uns was einfällt was man den machen könnte und obwohl wir mitten in Kabukicho waren, dem Teil von Shinjuku der wohl für seine unbegrenzten Möglichkeiten bekannt ist, ist uns nichts besseres eingefallen als erst mal nur ein bisschen zu bummeln. Also waren wir in einem großen Kaufhaus, dessen Namen ich mir allerdings nie merken kann xD Dort findet man hauptsächlich Lolita-Marken Geschäfte und auch ein wenig in Richtung Visual Kei bis zu undefinierbaren Stilen. xD Da A eine faszinierte Lolita repräsentiert haben wir und verschiedene Kleider angeschaut so wie vielen Klassischen wunderschönen Schmuck. Das interessanteste Outfit allerdings, was definitiv ich zu den undefinierbaren Stilen zähle, war irgendwas zwischen klassischem Versailles und Star Wars mit einem hauch von Steampunk. Leider hab ich total verschwitzt ein Bild davon zu machen. Generell hab ich an dem Tag gar keine Bilder gemacht, also müsst ihr euch mal ohne welche zufrieden geben. Nach unserer wirklich spaßigen Shoppingtour, bei der wir natürlich nichts gekauft haben, hatten wir erstmal hunger. Also machten wir uns auf der suche nach einer passenden Izakaya. So wählerisch wie wir allerdings waren, hat es ewig gedauert bis wir was gefunden hatten. xD Die Ansprüche waren: Es soll viel verschiedenes geben, nicht zu teuer und die Speisekarte sollte hauptsächlich in Hiragana/ Katakana sein und/oder Bilder beinhalten, da wir beide nicht so fit mit Kanji sind. xD Erst hat wurden wir in eines geleitet, was allerdings ein totales Loch war und wir uns beide nicht wirklich wohl gefühlt haben. Dementsprechend sind wir da auch relativ schnell wieder gegangen und dann haben wir nen super Ort gefunden. Die Izakaya war schön im Japanischen Stil, mit niedrigen Tischen, Schuhe ausziehen vorm betreten und allem drum und dran. Das Ambiente war echt angenehm und wir haben uns da gut satt gegessen. Nebenbei haben wir raus gefunden, dass es dort relativ billig nomihodai gibt also hab ich mir gleich mal nen Flyer eingesteckt, damit ich den Ort nicht vergesse :D nach 'nem schönen Abend sind wir dann beide nach Hause gegangen und haben direkt mal geplant, dass wir uns den neuen Hobbit zusammen im Kino auf englisch anschauen werden.

Mein Donnerstag hat dank einem weiteren freien Tag relativ ähnlich angefangen, nur mit dem Vorsatz an dem Tag ein wenig Hausarbeit zu erledigen, womit ich dann auch direkt anfing. Doch dann, nachdem ich schon ein bisschen was erledigt hatte, kam E nach hause, meine französische Mitbewohnerin. Da sie ja am nächsten Tag, also Freitags, Japan wieder verlassen würde hat sie mich und noch 2 andere Mitbewohner, M aus Indonesien und S, eine Chinesin, gefragt ob wir denn an ihrem letzten Tag was zusammen machen wollen. Also sind wir nach Ueno gefahren und haben erst mal gemütlich Sushi am Laufband gegessen. E und ich haben jeweils einmal in die Falle gegriffen und Sushi mit verstecktem Wasabi drinnen erwischt, was die anderen beiden natürlich total lustig fanden xD Naja, danach ging's natürlich wieder Karaoke singen und zwar ins Karaoke-Kan, eine riesige Karaoke-Kette die man in Tokyo praktisch an jeder Ecke sieht. Ich hab das bisher immer gemieden, da es recht teuer sein sollte. Mit ein bisschen Rumgetrickse haben wir dann allerdings nen guten Discount bekommen, was es dann doch relativ billig gemacht hatte. Gut angeheitert ging's dann wieder nach Hause und da haben wir dann noch mal beschlossen zu kochen. S hat Suppe gemacht und ich Inari (Sushireis in Tofutaschen). Nach einem tollen Abend ging's dann letztendlich ins Bett.

Zu gestern gibt's eigentlich kaum was zu sagen. Ich hab eigentlich nur den ganzen Tag gearbeitet und danach war ich noch ein bisschen im Game-center und hab mich mal wieder am Ufo-catcher versucht. Leider ohne erfolg. xD Ich bin echt mies darin :'D Ach ja, und ich hab einen neuen Mitarbeiter aus F. Er kann ein bisschen deutsch sprechen da er aus Straßburg ist aber so wies scheint fällt ihm der Job als Butler nicht so einfach. Aber einfach mal abwarten. Vielleicht wird's ja noch ^^ Ansonsten ist er aber ein echt netter Kerl. nebenbei bemerkt bin ich jetzt seit ner Woche ein Senior-Butler, da ich meine komplette Ausbildung abgeschlossen hab xD Hört sich irgendwie strange an xD

Heute gibt's wie gesagt nicht so viel zu berichten, da ich wieder den ganzen Tag gearbeitet habe. Aber wie gesagt hab ich trotzdem was los zu werden. Denn heute morgen auf dem Weg zur Arbeit bin ich leider gut 20 Minuten zu spät gekommen, da sich irgendwer vor den Zug geworfen hat und deshalb die ganze Yamanote-Zuglinie lahmgelegt wurde. Da die Durchsage komplett auf Japanisch war hab ich leider kaum ein Wort verstanden, da mein Japanisch noch nicht gut genug ist um verkratzte Zug-Durchsagen zu verstehen und so hab ich erst durch das Aussteigen der Passagiere gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Meinem verwirrten Gesichtsausdruck sei dank hat mich dann zum Glück ein japanischer Passant angesprochen und gefragt ob ich verstehe was denn gerade los ist. Nach meinem verneinen hat er mir dann erklärt was passiert war und so hab ich nach einer neuen Zugverbindung gesucht, die mich nach Shibuya bringt. Da sowas ja nicht gerade selten hier in Japan passiert, hab ich dem ganzen nicht so viel Bedeutung zugeschrieben und meiner Chefin gemailt, was passiert ist, die nur gemeint hat, dass es ok ist wenn ich später komm. So etwas sind die Leute in Japan mehr oder weniger schon gewohnt, da es eines der Länder mit der höchsten Selbstmordrate ist, wenn nicht sogar das mit der höchsten. Nachdem ich das einer Freundin S heute Abend erzählt habe, war sie sehr geschockt dass das hier schon praktisch als normal gilt und das alles sehr gleichgültig ist. Ich bin hier wohl schon ein wenig eingelebt und kenn' das ganze schon weswegen das auch mich relativ kalt lies. Aber als ich mich mit S darüber unterhielt hab ich angefangen mich ein wenig damit auseinander zusetzen und wollte das mal zur Sprache bringen. Denn dass das ganze hier allen recht egal ist und schon als normal abgestempelt wird, zeigt ja für sich, dass das kein Einzelfall ist sondern sehr oft vorkommt. Und somit sollte ein solches Thema nicht von der Gesellschaft totgeschwiegen werden. Denn es liegt ja offensichtlich auf der Hand warum die Selbstmordrate in Japan so hoch ist: Die ganze Gesellschaft wird so sehr zu einer Einheit zusammengepresst die strickt unter Regeldruck den Fortschritt und die Perfektion anstrebt, dass man, sobald man von der Norm abweicht, direkt abgestoßen wird. Natürlich hat Japan es diesem Konzept zu verdanken eine immer perfekter werdende Ordnung und eine der geringsten Kriminalitätsraten zu bekommen, allerdings werden die Menschen sosehr unter Druck gesetzt, dass viele psychisch so labil werden und ihnen nur ein kleiner anschupster Fehlt, um in Depression und Selbstverzweiflung zu fallen. So hat man immer einem gewissen Standard zu entsprechen, der einen selbst zu einem kleinen passenden Teil der großen Einheit macht. Und der Druck diesem Standard nicht entsprechen zu können, treibt meiner Meinung nach viele in den Wahnsinn. Natürlich hat jeder seinen eigenen persönlichen Grund, aber eines haben sie alle gemeinsam. Sie werden von der Gesellschaft zerquetscht. Ich denke, dass das ein sehr großes Problem hier in Japan ist was auf keinen Fall totgeschwiegen werden sollte. Ganz im Gegenteil, sollte man sich so schnell wie möglich darum kümmern!
Auch wenn Japan eine riesige Bevölkerung hat, sind 30.000 Suizide Jährlich im durchschnitt keine Zahl die man ignorieren kann! Seit dem Tsunami 2011 ist die Zahl natürlich noch mal gestiegen. Die Gründe mögen verschieden sein: Trauer und Einsamkeit durch Verlust von Familie, Freunden oder Zuhause oder auch Schuldgefühle, weil man irgendwie in Verbindung mit dem Atomkraftwerk steht. Menschen wie diese verdienen eine Menge Aufmerksamkeit und guten Zuspruch. Sie sollten keinesfalls weiter all dem zum Opfer fallen. Natürlich gibt es eine menge Hilfsorganisationen für die Opfer der Tsunamis aber ich denke, das reicht nicht. Man sollte versuchen die Menschen weniger in die Enge zu treiben. Vielleicht ist das zwar nur mein westlicher Freigeist der da spricht, da ich eine ganz andere Mentalität gewohnt bin, aber offensichtlich wird dieses Problem einfach verdrängt. Ich will allerdings auf keinen Fall sagen, dass die Richtung der Japanischen Gesellschaft schlecht ist, denn das meiste hier fasse ich hier doch als sehr positiv auf und man bemerkt auch stark, dass die neueren Generationen der Japaner immer mehr aus dem Westen übernehmen, wodurch die Japaner nicht mehr ganz so sehr in ihre Ecke gefesselt sind, allerdings sollte man vorsichtig sein was übernommen wird, da viele Dinge hier in Japan genau so laufen wie sie sollten und man diese am besten so beibehalten sollte.

Tut mir leid für den sehr ernsten Post, aber ich wollte das einfach mal loswerden, auch wenn ich mich manchmal ein wenig eigenartig ausdrücke..
Und tschuldigung für kein einziges Bild in d
em Eintrag also gibt's zum Schluss noch ein Babybild von mir und meiner Schwester!

Ich vermiss dich hier!

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